
Als Gärtnerin muss man warten können. Schließlich beginnt im besten Fall im Winter die Planung der Beete und die Aussaat folgt, wenn die rechte Zeit ist. Übers Jahr kann einem schon mal dies und das aus dem Blick geraten. So geschehen mit den winzig kleinen Pflänzchen des Grünkohls, die eine Gartenfreundin erwarb und mitbrachte. Sie wusste, die wirst Du im Herbst für deine floralen Arrangements nutzen können. Im Herbst? Der war noch so weit weg. Dabei hatte sie Fotografien von eben solchen floralen Kreationen der fabelhaften Constance Spry im Kopf.
Nun ist es endlich soweit. Der Grünkohl hat sich prächtig entwickelt, dazu eine herrliche Vase ganz im Stil von Constance Spry, die mir besagte Gartenfreundin mit den Pflänzchen aus ihrer Sammlung auslieh – und schon ist das kleine florale Kunstwerk fertig. Es ist schon erstaunlich, wie die florale Künstlerin Constance Spry bis heute inspiriert. Schließlich wurden zu ihrer Zeit langstielige Rosen, Lilien und Nelken bevorzugt in Silber- oder Kristallvasen präsentiert. Dann kam sie und kombinierte sie mit Heckenblumen, Trauerweide, Wildkräutern, Gräsern und Zierkohl, Artischocken, Cannas oder Kürbisse. Den Menschen gefiel es und so veränderte Spry die Betrachtung dessen, was es wert war, dekorativ genutzt zu
werden. Zugleich erweiterte sie die Auswahl ungewöhnlicher, bisher nicht als floristisches Material angesehener Gewächse und entwarf damit einen floralen Designtrend, der uns ermutigt, das Schöne in vielerlei zu erkennen. Ob Rosen oder Grünkohl? Probieren geht über studieren.