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Entlang an der Ostseeküste. Fischland-Darß-Zingst

Heute geht’s Richtung Norden: auf die Halbinselkette Fischland-Darß-Zingst. Die Region ist eine für die vorpommersche Küste charakteristische Boddenlandschaft. Durch stete Sandablagerungen bildeten sich langgezogene Nehrungen. Sie verbanden die zu Inseln angewachsenen Moränenhügel. Die Senken zwischen den Inselkernen überflutete das Meer, so dass es sich im dahinter, unter dem Meeresspiegelniveau liegenden Land, dem Bodden, sammelte. Der Name leitet sich vom flachen Boden des Gewässers ab. Es ist größtenteils von der Ostsee abgetrennt und nur durch eine schmale Rinne mit dieser verbunden. Der Salzgehalt im flachen Bodden ist geringer als in der freien Ostsee. Süßwasserzufuhr und Nährstoffanreicherung durch die Flüsse Recknitz, Saaler Bach, Barthe und namenlose Rinnsale ermöglichen das Wachstum eines breiten Gürtels aus Schilf und Rohrkolben.

Das Schifferdorf Wustrow auf dem Fischland ist schnell erreicht. An diesem grauen Oktobertag sind nur wenige Spaziergänger auf der Dorfstraße unterwegs. Die Kirchentüren sind geöffnet. Wer die Mühe nicht scheut und auf den Kirchturm steigt, wird trotz des Nebels mit einem Blick über Ostsee und Bodden belohnt. Am Boddenhafen schaukelt ein letztes Ausflugsboot. Am Räucherofen hantiert ein Fischer. Reisegäste schauen ihm über die Schulter. Der Fisch wird erst fertig sein, wenn wir längst kilometerweit fort sind.

In ein paar Minuten sind wir schon in Ahrenshoop. Die Sonne zeigt sich zaghaft. Das Treiben auf der Dorfstraße nimmt zu. Am Grenzweg ist richtig Betrieb. Alles zieht es ans Meer. Das zeigt sich kraftvoll, stürmisch. Herrlich! Orange leuchten die reifen Beeren des Sanddorns. Maler sind nirgends zu entdecken. Ein Pause: Sanddornglühwein trinken.

Durch den Darßwald, vorbei an den Dörfern Born und Wieck fahren wir nach Prerow. Ein altes Dorf mit einer barocken Seemannskirche. Ihr Inneres ist festlich geschmückt: ein spätbarocker Kanzelaltar, eine spätbarocke Taufkapelle mit den lieblichsten Engeln dieser rauen Gegend, Modelle von Segelschiffen. Seit 1727 markierte der mit Schindeln gedeckte Turm die Einfahrt von der Ostsee in die Strommündung zum Hafen. Alte und neue Grabstellen umgeben den Bau, Holzbohlen fassen den Glockenturm ein, alte Grabkreuze lehnen an der dunkelroten Mauer. Neben Einheimischen sind verunglückte Seefahrer hier begraben. Glaskünstler stellen heute hier aus. Faszinierend schöne Schiffe aus Glas, die jeden Moment in die Lüfte aufbrechen werden. Still beschauen wir jedes Objekt und flüstern uns zu, um die Magie des Augenblicks nicht zu vertreiben.

Auf zur letzten Tagesstation: ins Ostseeheilbad Zingst. Auf dem Deichkronenweg kommen uns die ersten Radfahrer entgegen. Sie tragen Handschuhe. Der Ort Zingst zieht sich entlang der Küste und schlängelt sich landeinwärts über ein Gewirr von kleinen Straßen und Wegen bis zum Boddenhafen. Den Zugang zum Meer markiert das reetgedeckte Kurhaus. Die auf seinem Dach montierte Wetterfahne in der Form eines Seepferdchens ist schon von Weitem zu sehen. Gegenüber öffnet sich der Platz, städtisch flankiert von Hotels und Geschäften. Verträumt taucht zwischen ihnen das backsteinerne Lotsenhaus auf. Ein kleiner Kiosk: erster Zwischenstopp für die Ankömmlinge. Glühwein wird ausgeschenkt.

Kurz hinter Zingst müssen wir über die Meiningenbrücke fahren, um die Halbinsel zu verlassen. Bisher haben wir noch keinen Kranich gesehen. Östlich von Zingst, auf den Wiesen zwischen Bodden und Meer finden sie Schutz. Die Rügen-Bock-Region im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft bietet ideale Bedingungen und zählt zu den bedeutendsten Rastgebieten der europäischen Population. In der Schutzzone des Nationalparks sind Fahrzeuge verboten, der seeseitige Strand und der boddenseitige Uferbereich der Sundischen Wiese dürfen nicht betreten werden. Im flachen Wasser haben die Vögel für Füchse unerreichbare Schlafplätze. Futter finden sie auf den Mais- und Getreidestoppelfeldern. An manchen Tagen rasten im Herbst 40 000 bis 70 000 Kraniche hier. Wenn die Tage kürzer werden und der Wind auf Nord, Nordost dreht, steigen die Vögel des Glücks auf in den Himmel. Am späten Nachmittag haben wir Glück und entdecken auf einer Wiese hinter der Stadt Barth Hunderte der stolz daher schreitenden Zugvögel. Sie lassen sich nicht stören als wir sie passieren. Ein schöner Abschluss für einen der letzten Ausflugstage.

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Eine Antwort zu “Entlang an der Ostseeküste. Fischland-Darß-Zingst”

  1. Katharina sagt:

    Ich liebe diese Landschaft. Wunderbar! Jetzt hab ich Fernweh.

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