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Britische Weihnachten: farbenfrohe Schleifen, Papierhüte und Knallbonbons (Teil 1)

„Jingle Bells, Jingls Bells“ – es weihnachtet sehr, ob nun auf dem Kontinent oder den Britischen Inseln. Weihnachtsbaum, Lichterglanz, Geschenke, hier wie da, aber vielerlei ist anders im Königreich jenseits des Kanals. Während Weihnachten hierzulande vielerorts besinnlich-getragen verbracht wird, feiern viele Briten betont fröhlich, gelöst und manchmal geradezu ausgelassen, was am augenfälligsten vielleicht am Kleidungsstück des „Christmas jumpers“ zu sehen ist. Diesen zur Weihnachtszeit oft gesehen Pullover (was viele Filme und Serien präsentieren) zieren Renntiere, Weihnachtsmänner, glitzernde Tannen – der Fantasie sind bei den Motiven keine Grenze gesetzt.
Getragen werden diese Schätzchen natürlich sehr gerne auf „Christmas parties“ mit Kollegen und Freunden, wobei der berühmte Mistelzweig, unter den es sich zu küssen gilt, nicht fehlen darf. Die Mistel ist auf der Insel seit Jahrhunderten als mittwinterlicher und später dann weihnachtlicher Schmuck beliebt. No mistletoe, no luck!, heißt es noch immer. Früher war es sogar üblich, dass man nach jedem Kuss eine Beere vom Zweig nahm.

Im Vergleich zum Mistelzweig ist die Tradition des Weihnachtsbaumes relativ jung. Zwar ist immer wieder zu lesen, dass Prinz Albert, der deutsche Ehemann Königin Viktorias, den Weihnachtsbaum um 1840 eingeführt hat, doch in der Tat geschah dies schon Jahrzehnte früher. Bereits Queen Charlotte, die aus Norddeutschland stammende Ehefrau König Georgs III., ließ den ersten Weihnachtsbaum für die königliche Familie in den 1790er Jahren aufstellen. Die von ihr eingeführte Tradition wurde von ihrer Schwiegertochter fortgeführt und Prinz Albert ließ sich Bäume sogar aus seiner Heimatstadt Coburg an den Hof senden. Bald hatten die Hofbediensteten Weihnachtsbäume, zudem brachten die Royals Bäume in Schulen und Militärkasernen und durch Zeitschriften verbreiteten sich Abbildungen der vor ihrem Weihnachtsbaum feiernden Viktoria samt Familie, sodass die Popularität des Weihnachtsbaumes stetig wuchs.

Der „Christmas tree“ ist für viele Briten dementsprechend stark mit den Viktorianern verbunden. Was natürlich sofort an Charles Dickens und seine dramatische Weihnachtsgeschichte denken lässt. Inzwischen findet man in vielen Häusern bereits zum Beginn der Weihnachtszeit einen festlich geschmückten Weihnachtsbaum, oft sogar mehrere in den einzelnen Zimmern oder vorm Haus. Nicht selten sind es künstliche Bäume, opulent mit Lichterketten, auch als „fairy lights“ (Feenketten) bekannt, anstatt mit echten Kerzen geschmückt. Im Laufe der nächsten Wochen sammeln sich immer mehr liebevoll verpackte Geschenke darunter. Die britische Disziplin verbietet weitere Nachforschungen und so entwickelt sich mit wachsender Neugier und stoischer Gelassenheit die Vorfreude auf die kommenden Ereignisse. Übrigens wird das Ganze von einer traditionell auf der Baumspitze platzierten Fee beobachtet.

Veröffentlicht unter Allgemein, Auf Reisen, England | Hinterlasse einen Kommentar

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