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Spaziergang durch Kew

Als Kurfürst Georg Ludwig von Hannover zum englischen König Georg I. gekrönt wurde, hatte sein siebenjähriger Enkelsohn Friedrich Ludwig in seiner Person die Herrschaft des nun in Personalunion mit England regierten Landes zu repräsentieren und somit in Hannover zu residieren. Erst nachdem sein Großvater 1727 verstarb und sein Vater als Georg II. auf dem Thron folgte, reiste der Zwanzigjährige als neuer Prinz von Wales nach England.

Seinen Eltern und jüngeren Geschwistern trat er als Fremder gegenüber. Aber auch seine drei älteren Schwestern waren Jahre lang fern von ihren Eltern aufgewachsen. Nach einem Streit zwischen Georg I. und seinem Sohn hatte er diesen mitsamt seiner Frau nicht nur vom Hof verbannt, sondern er trennte sie von ihren Kindern und ließ unter seiner Aufsicht fern erziehen.

Jahre später, nachdem Georg II. herrschte und seine Frau, Königin Caroline, Richmond Lodge an der Themse erworben hatte, erweiterte sie das Anwesen durch Ankäufe. So gelangte das ebenfalls nah an der Themse gelegene Dutch House in ihren Besitz, der heute im Königlichen Botanischen Garten von Kew gelegene Kew Palace. Erneuert und entsprechend ausgestattet, wurde es zum Wohnort ihrer drei ältesten Töchter Anne, Amelia und Caroline.

Auf einem Gemälde von Philippe Mercier von 1733 ist das rote Backsteingebäude im Hintergrund gut zu erkennen. Im Vordergrund sind der Prinz von Wales und zwei seiner Schwestern beim Musizieren zu sehen. Lauschend und mit einem Buch von Milton sitzt Prinzessin Amelia neben ihnen. Die Szene ist anmutig. Mittig sitzt der Prinz in einem roten Rock mit Hosenbandorden samt blauer Schärpe und schwarzen Kniebundhosen. Seine Schwestern erscheinen in ihren seidenen, einfach geschnitten Kleidern, schlichten Hauben und ohne Schmuck passend zur ländlichen Sommeridylle. Ein blühender Rosenbusch und Hornveilchen zu ihren Füssen sowie das Blattwerk hoher Bäume rahmen die kleine Gesellschaft ein. In der Ferne runden weitere Bäume und große Wolken die Kulisse ab. Im Mittelgrund ist eine Statue zu erkennen.

Was für ein schönes Gemälde, das im Übrigen in zahlreichen Büchern abgebildet wurde. Dass das Verhältnis zwischen den Geschwistern so harmonisch war, wie das Bild suggeriert, darf bezweifelt werden. Im Original in es in der National Portrait Gallery London zu bewundern.


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