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Buchtipp: Zum See ging man zu Fuß. Wo die Dichter wohnen

Wer liest, reist meist im Geiste durch Zeit und Raum. Folgt der Lesende dem Schreibenden oder dessen Protagonisten, so ist jener ein wenig auf der Suche nach dem Geist eines Ortes – dem Genius loci. Man muss kein Goethe sein, um Stimmungen an einem Ort zu spüren.
Rainer Moritz, Autor des Buches „Zum See ging man zu Fuß. Wo die Dichter wohnen. Spaziergänge von Lübeck bis Zürich“ sowie Anna Aicher und Andreas Licht, Fotografen des Bandes, haben sich zu jenen Orten, an denen Literaten lebten und schrieben, auf den Weg gemacht. Ihre Suche verbindet diese Orte, wie sie sich uns jetzt präsentieren, mit den Betrachtungen und Darstellungen der einst hier schreibenden Frauen und Männer. Heutige Leserinnen und Leser flanieren durch Lübeck, Wien, Paris, erkunden Zürich und Klagenfurt ebenso wie Berlin-Adlershof oder Kopenhagen. Manchem wird die eine oder andere Verbindung zwischen Autor und Lebensort bekannt sein, aber sicher wird manche Leserin, mancher Leser auch Neues in den vierzehn Kapiteln des Buches entdecken.

Diese Literaten und ihre Wirkungsstätten sind vertreten:
Gerhart Hauptmann und Hiddensee
Thomas Mann und Lübeck
Kurt Tucholsky und Schloss Rheinsberg
Anna Seghers und Berlin-Adlershof
Justinus Kerner und Weinsberg
Arthur Schnitzler und Wien
Ingeborg Bachmann und Klagenfurt
Hermann Hesse und Montagnola
Gerhard Meier und Niederbipp
Max Frisch und Zürich
Franz Kafka und Prag
Fernando Pessoa und Lissabon
Marcel Proust und Paris
Hans Christian Andersen und Kopenhagen

Rainer Moritz nähert sich behutsam, nimmt sich Zeit und verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit auf sehr stille Weise. Als fachkundiger Autor, der Germanistik, Philosophie und Romanistik studierte, als Literaturkritiker tätig ist und lange Zeit in großen Verlagen gearbeitet hat, möchte er die Leserschaft nicht mit gelehrtem Fachwissen überfrachten. Vielmehr nimmt er die Lesenden mit auf seine literarischen Spaziergänge, öffnet Zusammenhänge, vergleicht und verbindet Leben und Werk.
Auf diese Weise schlendert man gut unterhalten und bestens informiert durch große und kleine Orte, wandert über die Insel Hiddensee oder um das Rheinsberger Schloss, wobei Vertrautes und weniger bekannte Plätze passiert werden.
Das Stimmungsvolle, das Atmosphärische steht im Mittelpunkt seiner Betrachtungen, etwas, das die Fotografin Anna Aicher auf ebenso persönliche wie verbindende Weise einzufangen weiß. Manchmal sind ihre Fotografien fast dokumentarisch, dann wieder detailreich und konzentriert auf den Moment, der den Betrachter durch die Zeit reisen lässt. Das Paris des Marcel Proust weiß der Fotograf Andreas Licht im Spannungsverhältnis zwischen Großstadterinnerungen und unerwartet alltäglichen Momenten einzufangen.

Der Text-Bildband ist eine der wunderbaren Entdeckungen dieses Bücherherbstes – ideal, um diesen Band in einem gemütlichen Sessel sitzend zu lesen, wenn der herbstliche Regen trommelnd an die Fensterscheiben klopft. Zugleich weckt die Beschäftigung die Lust, selbst auf Reisen zu gehen, ebenso wie das Gefühl, endlich mal wieder ein Werk von Ingeborg Bachmann, Anns Seghers, Marcel Proust, Thomas Mann, Hermann Hesse oder Franz Kafka und Arthur Schnitzler zu lesen.

Rainer Moritz, Anna Aicher, Andreas Licht
Zum See ging man zu Fuß
Wo die Dichter wohnen. Spaziergänge von Lübeck bis Zürich
20.5 x 27.0 cm, gebunden mit SU, 224 Seiten mit 180 farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-95728-056-5
Knesebeck Verlag

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