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Buchtipp: Der kultivierte Gärtner

Was für ein elegant gestalteter Gartenband, der auf 208 Seiten unter dem Titel „Der kultivierte Gärtner. Die Welt, die Kunst und die Geschichte im Garten“ passend zum Vorfrühling im Klett-Cotta Verlag erschienen ist. Dessen Autor, der Historiker Stefan Rebenich, präsentiert in diesem Band voller Gedankenreichtum und in gelehrter Form seine Texte, die teilweise bereits der FAZ und SZ erschienen sind. Die Herangehensweise an das Thema Garten ist dementsprechend kulturhistorisch und keineswegs als Gartenratgeber zu verstehen, basierend auf den Arbeitsgebieten des Autors. Schließlich absolvierte Stefan Rebenich das Studium der Klassischen Philologie und Geschichte an der Universität Mannheim sowie das der Alten Geschichte an der Universität Oxford. 2003 wurde der Autor Professor für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld und seit 2005 ist der Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike bis in das 20. Jahrhundert an der Universität Bern.

Neben zahlreichen Buchveröffentlichungen schreibt Rebenich ebenso für die NZZ, SZ und FAZ. Ja, und zudem ist er Gärtner und zwar ein begeisterter, gebildeter, neugieriger und an der Entwicklung der Gartenkultur interessierter. Seine Hingabe und Freude an dieser Beschäftigung motivierte ihn, seine Erkenntnisse und gelehrte Lektüren mit Interessierten zu teilen. Was zunächst in Zeitungsartikeln vorlag, lässt sich nun in Buchform nachvollziehen. Dass der Autor schreibend und gärtnernd durch die altbekannte Gartennation England geprägt ist, offenbart sich bereits nach wenigen Seiten.

In dem vorliegenden Band unterteilt er seine Betrachtungen in fünf Kapitel, die die Leserschaft durch das Gartenjahr, um die Welt, in die Geschichte der Gartenkultur sowie zu denjenigen begleiten, die malend und schreibend den Garten erkundeten. Im letzten Kapitel, betitelt „Für die Gesellschaft“, kombiniert der Autor ganz unerwartet historische mit zeitgenössischen Überlegungen und nähert sich oft kritisch analysierend der heutigen Gartenkultur. Besonders der letzte Beitrag ist ein leidenschaftliches Plädoyer für das Gärtnern, denn schließlich sei ein Garten ein Ort „der Freiheit und Selbstverwirklichung“ und böte die Möglichkeit, einen „persönlichen Gartenstil“ zu finden. Gerade um einen solchen auszubilden, benötige das gärtnernde Individuum eine gewisse „Gartenbildung“. Zweifellos würde dies ja bedeuten, sich über Bodenbeschaffenheit, Pflanzenkunde, Standortbedingungen zu informieren.

Nach Ansicht des Autors kann das jedoch nur ein Aspekt der Herangehensweise an das Thema Garten bedeuten. Indem er in seinen kurzen, prägnanten und amüsant-gelehrten Texten über berühmte Gärten (von A bis Z wie Alhambra bis Versailles), Gärtnerinnen und Gärtner (von Vater Franz in Dessau-Wörlitz über Max Weber bis Virginia Woolf), über Malerei und Poesie (von van Gogh bis Franz Schubert), Gartengeschichte der Menschheit und zugleich über den Weihnachtsstern als Massenware, den Streit um den Garten am Weißen Haus oder die Tulpe schreibt, eröffnet Rebenich mit leidenschaftlicher Begeisterung ein weites Welt der Freude am Garten. Dieser liebevoll illustrierte Band ist eine Einladung, sich nach dem Pflanzen, Graben und Jäten eine kultivierte Pause zu gönnen und zu erkunden, wer da einst wo und warum in den Garten ging. In der Tat sind nicht allein die klugen Texte, sondern ebenso die Zeichnungen sowie der Leineneinband edel und kultiviert! Daraus mögen inspirierende, kreative Ideen erwachsen und ein Bewusstsein entstehen, beim Gärtnern über Zeit und Raum mit anderen verbunden zu sein. Wahrlich kultivierter könnte kein gartenbegeisterter Mensch sein!

Stefan Rebenich
Der kultivierte Gärtner Die Welt, die Kunst und die Geschichte im Garten

208 Seiten, gebunden, Leinenband, durchgängig vierfarbig illustriert

ISBN: 978-3-608-98634-1

Verlag Klett-Cotta

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