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Advent-Buchtipp in eigener Sache: Große Fürstinnen und ihre Gärten

2025 ist das Jahr der Herrenhäuser Gärten, denn es gilt ein Jubiläum zu feiern: Der Große Garten ist nun 350 Jahre lang ein Ort der Schönheit und des Glanzes.  Das bietet Gelegenheit an die Leistung von Kurfürstin Sophie von Hannover (1630–1714) zu erinnern. Sie war eine historisch bedeutsame Frau, die als „Mutter der Könige“ bezeichnet wird, elegant zu promenieren und fürstlich zu feiern wusste.

Als Tochter eines exilierten Königs und einer Stuart-Prinzessin geboren, entstammte sie einem Geschlecht gartenbegeisterter Hoheiten. Schon als Kind vergnügte sie sich in holländischen Gärten, lernte auf Reisen die schönsten italienischen Renaissancegärten kennen, lustwandelte durch die Parks von Versailles und förderte als Gattin eines kunstsinnigen Fürstbischofs und Kurfürsten aus dem Geschlecht der Welfen die Anlage der Schlossgärten in Osnabrück und Herrenhausen, jene ernsten, beeindruckenden gartenkünstlerischen Schöpfungen nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland. Beeinflusste sie Konzeption und Gestaltung der Gärten? Diese Frage lässt sich anhand der überlieferten Dokumente nicht einfach beantworten. Sicher ist: Im Spazieren diskutierte die kluge Fürstin dort lebhaft mit dem Philosophen Leibniz über die Existenz angesichts eines grünen Blattes.

Besonders liebte sie Zitrusgewächse, die als schwer zu kultivieren galten und das Prestige eines jeden barocken Gartens förderten. Im 18. Jahrhundert beschäftigte man in Herrenhausen regelmäßig im Frühjahr und im Herbst achtzig Männer an vier Tagen, um die kostbaren Zitrusgewächse aus dem Winterquartier in den Garten zu bringen bzw. sie wieder zurück zu transportierten.

Für Sophie von Hannover wie für die Adelsgesellschaft ihrer Epoche symbolisierten Orangengewächse seit der Antike die ewige Jugend, Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit. Im Barock verkörperten sie den Reichtum fürstlicher Hofhaltung wie kaum je zuvor. Die südliche Frucht versinnbildlichte für die Kurfürstin darüber hinaus ihre Zugehörigkeit zum mächtigen Geschlecht der Oranier, dem sie angehörte. Für dieses Haus waren Orangen ein Element der Selbstdarstellung, wie es leuchtender und einprägsamer nicht sein konnte.

Als die Kurfürstin starb, verzeichnete das Inventar 463 frostempfindliche, in Kübeln kultivierte Gewächse. Sie waren von ausnehmender Schönheit und in bestgepflegtem Zustand, überliefert 1716 die weitgereiste britische Diplomatengattin Lady Mary Montague nach ihrem Besuch in Herrenhausen. Sie schwärmte geradezu und wunderte sich nicht nur über die große Anzahl der Orangenbäume. Jene seien zudem weit größer als in England, „obwohl der Himmelsstrich hier gewiß kälter“ sei, wie sie anerkennend bemerkte.

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