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On Tour. Ein Reisetag im November

 

05.08 Uhr Aufwachen. Der Wecker ist erst auf 05.30 Uhr gestellt. Aufregung. Ob ich heute auch alle Anschlüsse erreiche? Noch mal die Beine ausstrecken und warten.

05.29 Uhr Wecker ausstellen, aufstehen. Ins Bad. Die restlichen Sachen in den Koffer zwängen. Passt. Das war knapp. Der Stoffbeutel kann zusammengerollt und in die Kofferseitentasche gesteckt werden.

05.55 Uhr. Alles fertig. Das Frühstück wird erst ab 06.15 Uhr serviert. Warten.

06.00 Uhr Den Koffer leise aus dem zweiten Stock hinunter zum Frühstücksraum tragen. Noch mal hoch und den Rucksack und die Jacke holen. Alles ist schon eingedeckt. Die junge Frau lächelt entspannt und sagt: “Kein Problem, Sie können schon frühstücken. Was möchten Sie trinken: Tee oder Kaffee?”

06.15 Uhr Fertig. Verabschiedung. Hierher komme ich sicher noch einmal. Über die Straße zur Bushaltestelle gehen. Kein Mensch ist zu sehen. Habe ich die Abfahrtszeiten falsch abgelesen? Nein, der Fahrplan bestätigt meine Zeiten im Kopf. Andere potentielle Mitfahrer gesellen sich um die Haltestelle. Eine Beruhigung tritt ein.

06.35 Uhr Der Bus fährt vor, einsteigen, losfahren. Die Fahrt geht zügig.

06.44 Uhr Stehe schon in der Bahnhofshalle und sehe auf der Anzeigentafel, dass der Zug ohne irgendwelche Verspätungen fahren soll. So weit so gut. Mit dem Gepäck Treppe runter, Treppe rauf. Es gibt keinen Lift. Das kann eigentlich gar nicht sein. Der Bahnsteig ist voller Menschen. Der Zug fährt ein. Einsteigen. Die meisten lassen sich Zeit. Es sind noch fast zehn Minuten zur Abfahrt.

07.04 Uhr Abfahrt des RE. Langsam wird es draußen hell. Der Nebel hält sich hartneckig. An den ersten beiden Stationen steigen nur wenig Leute ein. Am letzten Haltepunkt vor der Großstadt wird es richtig voll.

07.58 Uhr Ankunft. Es dauert bis alle ausgestiegen sind. Warten. Mit dem vielen Gepäck kann ich mich nicht dazwischendrängeln. Keine Hektik. Fast eine halbe Stunde bis zur Abfahrt meines nächsten Zuges: ein EC. Nur wenige Leute stehen auf dem Bahnsteig als der Zug kommt. Eine ebenfalls mit viel Gepäck reisende Dame und ich rätseln, ob wir schon einsteigen dürfen. Irgendwas hat die weibliche Stimme aus dem Lautsprecher über unseren Zug gesagt. Aber was? Wir haben nichts verstanden. Die Türen lassen sich öffnen. Also rein.

08.27 Uhr Los gehts. Vorstädte, Landschaften, idyllische Bauernhöfe. Immer noch sehr trüb. Für etwa zehn Minuten zeigt sich herrlicher Sonnenschein. Die Berge umhüllen sich mit einem Wolkenkranz. Der Schaffner wartet geduldig bis ich meine großformatige Fahrkarte aus dem Rucksack gekramt habe. Die nette Dame schaut DVD auf ihrem neuen mobilen Fernseher und trägt Kopfhörer. Mir fallen die Augen zu.

10.52 Uhr Ankunft im Bahnhof. Der Schaffner entschuldigt sich, geht an mir vorbei und nimmt beim Öffnen der Tür meinen Koffer mit. Super! Einmal weniger dieses schwere Ding hinaushieven. Warten auf den IC. Hier mitten in den Bergen ist es kühl. Ich bin zu dünn angezogen für den Bahnsteig. Im Zug dagegen ist es meist viel zu heiß. Da passt es.

11.13 Uhr Der Zug kommt, einsteigen, losfahren. Es gibt kein Großwagenabteil. Mit dem Gepäck will ich nicht lange suchen, setze mich zu zwei älteren Damen und verstaue alles – so gut es geht. Beide unterhalten sich lebhaft, ich hole mein Buch heraus. Lesen geht nicht. Die beiden werden immer lustiger, ich kann gar nicht weghören. Also höre ich zu und frage vorsichtig etwas. Schon springen wir drei von einem Thema zum anderen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Mein Buch bleibt ungeöffnet. Fahrkartenkontrolle. Der Schaffner wartet geduldig bis ich endlich meine Fahrkarte draußen habe. Inzwischen behandeln wir ernste Themen: Leben und Tod, Mann und Frau. Der Schaffner öffnet erneut die Tür. Immer noch die selben Gesichter. Eine der beiden Damen sammelt ihre Sachen zusammen. Sie staunt, dass sie schon angekommen ist. Auch sie hat nichts gelesen. Jetzt sind wir für eine Stunde zu zweit im Abteil. Und unterhalten uns immer noch amüsant.

14.00 Uhr Der Zug fährt auffallend langsam. Der Schaffner sagt die Verspätung durch: zehn Minuten. Es werden schließlich zwanzig. Wir verabschieden uns. Die Dame hat noch drei Stationen mit dem Bus zu fahren, ich muss zur Vorortbahn.

14.43 Uhr Ankunft. An der Tafel sehe ich, dass mein Bähnchen erst in einer Viertelstunde fährt. Es bleibt noch Zeit für einen Cappuccino. Erst die Fahrtkarte kaufen. Ich versuche es am Automaten, bin mir aber nicht ganz sicher und kaufe schließlich am Schalter. Es kostet hier nicht mehr. Das hatte ich nicht erwartet. Der Zug steht schon da. Am hinteren Teil des Bahnsteigs steht ein weiterer Zug. Welcher ist meiner? Vier Beamte unterhalten sich, ich frage und sie bejahen. Das ist der richtige Zug. Einer nimmt gleich meinen Koffer und trägt ihn rein. Ich habe Glück: heute begegne ich ständig einem Gentleman.

15.01 Uhr Abfahrt. Es geht sehr schnell voran. Der neue Zug fährt an vielen Stationen durch. An der dritten Station muss ich raus. Das letzte Mal sammle ich mein Gepäck zusammen.

15.26 Uhr Ankunft. Keiner da. Warten. Keine zwei  Minuten. Mein Auto ist da. Letzte Fahrt für heute. Geschafft. Zurück zu Hause. Für dieses Jahr ist die Saison zu Ende. Winterpause.

Veröffentlicht unter Allgemein, Auf Reisen | 1 Kommentar

Eine Antwort zu “On Tour. Ein Reisetag im November”

  1. Luise Pagel sagt:

    An solche Reisetage kann ich mich gut erinnern. Ich habe lange als Reiseleiterin gearbeitet und verstehe sehr gut, dass man sich auf das Ende der Saison freut. Für Sie einen erholsamen Winter!

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