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Buchtipp: Gärtnern aus Leidenschaft

Menschen suchten und suchen seit Generationen im Garten nach dem verlorenen Paradies. Die Worte Garten und Paradies besitzen in der Tat eine gemeinsame Sprachwurzel. Paradies ist aus dem Alt-Persischen abgeleitet und bedeutet so viel wie umzäunter Park oder Lustgarten des Königs. Das spätbabylonische Wort paradisu/pardisu ist eine weitere Wortvariante und auch das hebräische pardes und das griechische paradeisos bezeichnen den Lustgarten des persischen Königs. Der indogermanische Wortstamm ghordho/ghordo-s kann Hof wie auch Gehege bedeuten. In diesen etymologischen Zusammenhang ist das lateinische Wort hortus einzuordnen.

Dass der Garten zu einem Paradies werden konnte, ist zugleich mit all den Menschen verbunden, die es als ein solches erleben. Wenn Menschen durch die Gärten in Wisley (Surrey), Hyde Hall (Essex), Rosemoor (Devon) oder Harlow Carr (North Yorkshire) spazieren und die jährlich stattfindenden Blumenschauen, wie beispielsweise die Chelsea Flower Show besuchen, schwärmen sie von der Schönheit und Vielfalt dieser grünen Oasen. Immer wieder vergleichen Besucher das Gesehene mit einem irdischen Paradies. Viele lassen sich dort inspirieren, erwerben Samentütchen, Pflanzen oder Bücher und schon beginnen sie, ihr eigenes Paradiese zu gestalten – und zugleich reihen sie sich ein in die große Gemeinschaft der Gartenenthusiasten.

Als sich im März 1804 in einem Raum über der heutigen Londoner Buchhandlung Hatchard an der Piccadilly gelehrte Botaniker und Gartenliebhaber trafen, um die Horticultural Society of London zu gründen, hätte sich wohl kaum jemand denken können, wie einflussreich und tiefgreifend die daraus erwachsende Royal Horticultural Society die Welt verändern würde. Denn seither erfasst diese Gesellschaft das Leben von Millionen von Menschen, erarbeitet und teilt Erkenntnisse der praktischen wie der theoretischen Gartenkultur, um andere zu bereichern und zu erfreuen.

Matthew Biggs hat sich in seinem 256 Seiten umfassenden Buch „Gärtnern aus Leidenschaft. Die Royal Horticultural Society“ im wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg gemacht, um die Entwicklung der RHS zu erkunden, ihre Idee zu ergründen, ihre Gärten zu besuchen und nicht zuletzt ihre Mitglieder zu porträtieren. Dabei geht er ebenso leidenschaftlich wie sachkundig vor, denn auch Matthew Biggs ist seit langer Zeit ein begeisterter Gärtner. Bereits mit acht Jahren säte er seine ersten Blumen, absolvierte eine Ausbildung in den Königlichen Botanischen Gärten in Kew und wurde 1985 selbst Mitglied der RHS. Bisher hat er vierzehn Gartenbücher geschrieben, von denen viele Bestseller wurden.

Der Autor und Gärtner Matthew Biggs versteht es dabei auf anregende und informative Weise die Vergangenheit der RHS mit der Gegenwart und der Zukunft zu verknüpfen. Denn heute ist es längst keine Gemeinschaft von Fachleuten mehr, vielmehr verbindet die gemeinsame Leidenschaft zu Pflanzen und Gärten Menschen aller Schichten miteinander. Ein besonderes Anliegen der Mitglieder der RHS ist es, vor allem in Schulen die Jüngsten für die Arbeit im Beet zu gewinnen, damit der Gedanke des Wahrens und Vermehrens in die Zukunft getragen werden kann. Jede und jeder sind dazu eingeladen und bei Weitem können nicht allein nur Briten Mitglieder werden! Wobei eine Mitgliedschaft freien Eintritt in die Gärten der Royal Horticultural Society beinhaltet. Mit diesem Buch ist es Matthew Biggs gelungen, Menschen mit einer großen Leidenschaft zu würdigen, die die Welt farbenfroher machen, ob auf dem Lande oder in der Stadt, mit Balkonkästen oder Permakultur. Ein herrlicher Ausblick in die Zukunft!

Matthew Biggs
Anke Albrecht (Übers.)
Gärtnern aus Leidenschaft
Die Royal Horticultural Society
256 Seiten, 24,5 x 28,5 cm
gebunden, mit Schutzumschlag, farbig illustriert
ISBN 978-3-8369-2165-7
Gerstenberg Verlag

Veröffentlicht unter Allgemein, Buchtipps, England | Hinterlasse einen Kommentar

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