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Buchtipp: Ada Nolde “meine vielgeliebte”. Muse und Managerin Emil Noldes

Adamine Frederikke Vilstrup wurde 1879 in Dänemark geboren. In Erinnerung an ihren Geburtstag, der sich am 20. September 2019 zum 140. Male jährte, erschien, herausgegeben von der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, der Band: Ada Nolde „Meine vielgeliebte“. Muse und Managerin Emil Noldes.

Dieser Band beschäftigt sich mit der Frau, die als 21-jährige Schauspielerin 1902 den 12 Jahre älteren Maler Emil Nolde heiratete und mit ihm in 44 Ehejahren eine „symbiotische Verbindung“ einging. Sie war schön, klug, talentiert und selbstbewusst. Versuchte sie in den frühen Ehejahren noch, sich in der darstellenden Kunst und im Gesang auszudrücken, gewann ihre Unterstützung und ihre Leistung als Muse und Modell für seine Kunst immer größere Bedeutung. Seine Entwicklung und sein Durchbruch als Mensch und Künstler waren eng mit ihrer Person geknüpft, da sie „die entscheidende Vermittlerin zwischen dem scheuen Künstler und der Öffentlichkeit“ (S. 6) war. Ada Nolde verstarb 1946. Später schrieb er über ihren Tod: „Mir ist, mit meiner geliebten Gefährtin des Lebens, mein schönstes Lebensglück entschwunden.“

Mehr als siebzig Jahre nach ihrem Tod gelingt es den Autor*innen des Bandes unter Einbeziehung neuer Forschungsergebnisse das intensive Verhältnis zwischen Ada und Emil Nolde in detaillierter Weise darzustellen. Dabei lenken sie den Blick auf die tief ineinander verwobenen Verbindungen des Paares sowie auf die künstlerischen Ausdrucksformen, die Nolde für die Darstellung seiner Frau gefunden hatte. Diese veränderten sich über die Jahre und lassen bis heute seine künstlerischen Einflüsse und Vorbilder fassbar werden. Durch die thematische Fokussierung und die qualitätvollen Abbildungen zahlreicher Gemälde Noldes sowie Fotografien aus dem Nachlass wird ihre Wirkung auf seine schöpferische Verarbeitung ihrer Beziehung sichtbar und verständlich. Unterteilt ist der Band in vier Abschnitte: Ada in Bildnissen; Ada im malerischen Werk Noldes; Ada im graphischen Werk Noldes sowie Ada und ihr Leben in Bildern.

In den Beiträgen wird ein lebendiges Porträt einer Frau gezeichnet, die ihre eigenen künstlerischen Ambitionen sehr bewusst zurückstellt, um das Werk ihres Mannes, das sie anscheinend früh in ihm angelegt erkennt, fördert und unterstützt. Der Band verbindet auf gelungene Art biographische Darstellung und Kunstkatalog miteinander. Die Gestaltung und Qualität des Buches sind ästhetisch und drucktechnisch ausgezeichnet gelungen. Schon in der Gestaltung des Einbandes mit einem Schutzumschlag, der das fotografische Porträt Ada Noldes von 1910 zunächst auf den Ausschnitt des Gesichtes begrenzt, um beim Öffnen das gesamte Porträt Adas in einem von ihr genähten Reformkleid sichtbar zu machen, zeigt sich die sorgfältige Umsetzung und Herangehensweise an die Veröffentlichung. Den fachkundigen Autor*innen gelingt es vielfach tiefgründige Einblicke in eine außergewöhnliche Beziehung zu geben und anhand der ausgewählten Kunstwerke anschaulich die künstlerische Entwicklung Noldes zu charakterisieren. Ohne Ada Nolde ist das Werk Emil Noldes nicht zu denken.

Ada Nolde “meine vielgeliebte”. Muse und Managerin Emil Noldes.
Hg. Christian Ring, Astrid Becker  für Nolde Stiftung Seebüll
Mit Beiträgen von Astrid Becker, Kirsten Jüngling, Aya Soika, Gude Suckale-Redlefsen, Indina Woesthoff
232 Seiten, 189 Abbildungen
ISBN: 978-3-943616-69-9
Verlag Klinkhardt & Biermann

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