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Sammelleidenschaft. Man kann nie genug Narzissen im Garten haben

 

Frühling, Sonne und endlich entfalten sich die gelben Schönheiten im Rasen. Sie umringen die weidenblättrige Birne, die sich auch schon reckt und streckt. Die Anlage des runden Beetes ist inspiriert von William Robinsons (1838-1935) naturnaher Gartengestaltung. In seinem 1870 erschienenen Buch „The Wild Garden“ präsentierte er dem erstaunten englischen Publikum seine Ideen und revolutionierte die Gartenkultur auf der Insel.


Wie schade, dass sich die Gärtnerin nicht die Namen der verschiedenen Sorten notierte, die sie hier gepflanzt hat. Irgendwo liegen sicher noch die Papiertüten mit den Namen der vielgestaltigen Schönheiten. Drei Sorten hat sie nämlich in der Königlichen Gartenakademie Berlin erstanden, die in jedem Herbst eine riesige Auswahl an Blumenzwiebeln aller Arten von Frühjahrsblühern anbietet.


Inzwischen ist sie schlauer und erfasst systematisch die neuerworbenen oder als Geschenke in den Garten kommenden Pflanzen – und zwar mit dem Fotoapparat. Schließlich besitzt gerade die Narzisse das Potential, zum beliebten Sammlerobjekt der Gärtnerin zu werden. Durch die zahlreichen Züchtungen sind inzwischen in der Tat so viele Arten dieser Pflanzengattung entstanden, dass es unmöglich scheint, alle in einem Hausgarten zu versammeln.

Was ja nicht heißt, man könnte es nicht versuchen. Wenn auch noch nicht alle Narzissen blühen, zählt die Gärtnerin beim Spaziergang durch ihren Garten immerhin schon elf verschiedene Arten.

Dabei verschönern die Frühlingsboten erst seit wenigen Jahrhunderten unsere Gärten. Denn erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eroberten zahlreiche neue exotische Pflanzen die europäischen Gärten. Seefahrer, Diplomaten, Händler und später Pflanzenjäger brachten sie von allen Erdteilen mit.
So wurden Pflanzen wie etwa Canna, Balsamine und Kartoffeln heimisch. Um 1560 soll die erste Tulpe eingetroffen sein. Ihr folgten Kaiserkronen, Narzissen, Hyazinthen und Ranunkeln. Als Tulpen im frühen 17. Jahrhundert zur Modeblume aufstiegen, lösten sie als Spekulationsobjekt eine nicht allein auf Gartenfreunde beschränkte Hysterie aus.
Klingt es nicht wie ein Nachhall vergangener Lobpreisung, wenn es im Kirchenlied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ des berühmten protestantischen Theologen Paul Gerhardt (1606–1667) heißt: „Narzissus und Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide“.


Wohlan, dann schmücke sich der Garten bald in herrlichen Gewändern und erfreue die Augen der Betrachter.

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