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Gartenreise London. 5. Teil: Chiswick oder zurück zu den Anfängen

 

Chiswick

 

Auf der Suche nach den Anfängen des englischen Landschaftsgartens muss der Weg zwangsläufig nach Chiswick führen. Kleinstadtcharme der Großstadt London. Sonntagnachmittag. Die Stimmung ist entspannt. Wenigstens einige Läden haben geschlossen oder öffnen nur für Stunden. Wo geht’s es zu Haus und Garten? Etwas versteckte Hinweisschilder. Oh, Hogarth war auch hier.

Die Schnellstraße ist also der frühere Weg, der auf alten Plänen unmittelbar am Grundstück vorbei führt. Die lange Mauer wirkt abweisend. Nichts verrät, dass sich hier so eine spannende Komposition aus Haus und Garten verbirgt. Ein Nebenweg, der zum Café führt. Spielende Kinder, Lachen und Klappern von Geschirr. Der Hinweis auf die Kamelien-Ausstellung.

Richard Boyle, 3. Earl of Lord Burlington, war Architekt, Schöngeist und liebte Italien, war begeistert von Palladios Villen. Das Landhaus im italienischen Renaissancestil ist das Ergebnis seiner Leidenschaften. Es wirkt seltsam genug aus der Nähe. Etwas zu viel, etwas zu ambitioniert. Die Räume, die Gemälde, die Einrichtung – alles hat etwas Verwehtes. Melancholie einer längst verflogenen Zeit.

Der Garten weckt große Erwartungen. Fängt nicht beinahe jede Gartengeschichte im Kapitel über England mit diesem Paradebeispiel an? Dazu diese berühmten Bilder mit den Wegachsen an deren Enden Statuen und italienisch anmutende Gebäude stehen. Burlington förderte und engagierte William Kent, jenen Vertreter der Frühzeit der Landschaftsgartenidee. Wir blicken auf die Zeit der 1720er und 1730er Jahre. Das Besondere: formale Partien im Zentrum des Gartens und an der Peripherie der Natur nachempfundene Landschaften. Hinter dem Haus sieht es wahrhaftig aus, wie in Italien. Diese Statuen und Urnen, diese Bäume! Ohne Frage, ein Meisterstück. Schöne Gartenszenen wechseln einander ab, locken weiter, machen neugierig.

Von den berühmten Sichtachsen ist indes kaum der überlieferte Eindruck zu gewinnen. Was wohl kaum einen Spaziergänger stört. Für die Bewohner des Stadtteils ist dieses einstige Vorzeigekunstwerk nahezu als heimisches Refugium anzusehen. Gartenhistoriker und Architekten werden trotzdem ihre Freude an Haus und Garten haben. Man muss es einfach gesehen haben. Die Botschaft von der edlen Einfalt und stillen Größe hallt nach. Wer will schon Alexander Pope widersprechen, der meinte: “Ich versichere Ihnen, Chiswick ist für mich das Schönste, was von dieser glorreichen Sonne jemals beschienen worden ist.”

 

Garten Chiswick

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2 Antworten zu “Gartenreise London. 5. Teil: Chiswick oder zurück zu den Anfängen”

  1. Editha Weber sagt:

    Es freut mich sehr, dass Sie den Garten von Chiswick genießen. Weiterhin viel Vergnügen auf Ihrer Reise! Beste Grüße, E.W.

  2. Olga sagt:

    Liebe Frau Weber,

    ich mache genau hier Urlaub und muss sagen, dass Sie nicht übertrieben haben.

    Grüsse von hier Olga aus NRW

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