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Gartenreise London. 4. Teil: Königlicher Botanischer Garten Kew

 

Wintergarten

Der Frühlingsmorgen ist noch etwas trüb. Ankunft am Bahnhof Kew. Die Geschäfte öffnen gerade. Durch die Fensterscheibe des Blumenladens sind herrliche Pflanzen und verführerische Dekorationen zu erkennen. Alles sieht so englisch aus! Wie automatisch schießen die Gedanken durch den Kopf: Dies könnte in der heimischen Küche stehen, das da hinten würde auf den kleinen Schrank im Wohnzimmer passen… Schnell weiter zum eigentlichen Ziel: Victoria Gate. Auf dem Weg gibt es weitere florale Ablenkungen: Leberblümchen, Alpenveilchen, Palmen. Einige Vorgärten wirken mit ihrer Pflanzenpracht und den Frühblühern wie Wegweiser: „Sie sind richtig. Geradeaus geht’s in den Botanischen Garten“.

Trotzdem pünktlich. Gerade wurden die Eingänge geöffnet. Eine lebhafte und überaus beredsame Dame im Kassenhäuschen erklärt anhand des Plans die Grundzüge der Anlage, markiert besonders sehenswerte Objekte: Schloss Kew, Palmenhaus, Baumkronenpfad. Sie verweist darauf, dass viele Besucher erwartet werden, weil die beliebte Orchideenausstellung nur noch heute und morgen zu sehen ist. Am besten erst dort hin, dann den Rest erkunden. Rest ist gut: der Botanische Garten hat eine Größe von 132 Hektar. Liebenswert wirbt sie am Ende des Gespräches noch um eine freiwillige Spende zur Verwendung für Pflege und Erhalt kostbarer Pflanzen hier und andernorts. Charmant. Wer kann da ablehnen. Wir spenden. Schließlich sind wir Gärtnerinnen.

Im Eiltempo durch den Shop, vorbei an einer riesigen Karottentorte und farbenfrohen Cupcakes. Was heißt Shop: ein Gärtneridyll. Bücher, Sämereien, Gartenwerkzeuge, der Höhepunkt sind Töpfe in rosé, blau, grün mit dem eingeprägten Emblem „Kew Garden“ in vielen Größen. Die Versuchung ist kolossal. Wenigstens ein kleiner Topf? Nein, weiter zu den Orchideen. Am Weg der „Wintergarten“, ein Gelände mit großen Bäumen unter denen roter Hartriegel malerisch mit recht großen Lenzrosen arrangiert ist, dazwischen ein Meer aus hunderten lilafarbenen Krokussen. Stoppen, staunen, fotografieren. Eine Inspiration.

Die Orchideen im „Princess of Wales Conservatory“ ziehen alle in ihren Bann. Lady Diana hatte das Glashaus 1987 eingeweiht. Die Namensgebung für das Gewächshaus erinnert an Augusta und nicht an die inzwischen verstorbene Titelträgerin aus dem 20. Jahrhundert. Prinzessin Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg, die Mutter des späteren Königs Georg III., begründete um 1759 einen acht Acre umfassenden botanischer Garten, der zur Keimzelle für die heutige Anlage wurde. Der Spaziergang durch den Garten wandelt sich zur Zeitreise, denn die erhaltenen historischen Bauten erzählen von verschiedenen Mitgliedern der königlichen Familie, ihren Vorlieben und Gartenträumen. In schneller Folge geht es zur Orangerie, die heute als Café dient, in Sichtweite schon das Schloss Kew mit dem Garten der Königin, wo Georgs Ehefrau Sophie Charlotte verstarb. Wenige Schritte sind es von hier bis zur Königlichen Küche. Dann ein bisschen schlendern, auf eine Bank setzen und im Frühlingssonnenschein dösen. Das Lachen der Kinder klingt herüber, regelmäßig unterbrochen von Flugzeugen im Landeanflug auf Heathrow. Königin Sophie Charlotte wäre darüber sicher nicht amüsiert gewesen.

Das Gartenareal um das Queens Cottage am anderen Ende des Gartens ähnelt einem verwilderten Wald. Kurz vor dem Weg zum reetgedeckten Landhaus steigt ein älteres Paar in so ein kleines Spezialfahrzeug, das man mieten kann. Sie sehen „very british“ aus und winken uns zu. Wir winken zurück. Wer war das? Bekannte aus Causten, Inspector Barnaby lässt grüßen. Ein kurzes Heben der Augenbrauen. Warum nicht, wir sind auf der Insel.

Im Palmenhaus
Wir bleiben bis der Garten schließt. Japanischer Garten, mediterraner Garten, die berühmte Pagode, ins Palmenhaus. Aus der Erfrischungspause im Café am Victoria Gate wird leider nichts – die Menschenschlangen erscheinen unendlich. Dann geht der Wasserzulauf für die Heißgetränke kaputt. Am Ende eine erschöpfte Erkenntnis, der Königliche Botanische Garten von Kew ist zwar an einem Tag zu durchqueren, jedoch nicht in Vielfalt und Ideenreichtum zu würdigen. Ganz ohne Töpfe geht es zum Bahnhof zurück, auf dem Weg schon Pläne schmiedend für den nächsten Besuch. Vielleicht im Herbst?

 

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4 Antworten zu “Gartenreise London. 4. Teil: Königlicher Botanischer Garten Kew”

  1. Editha Weber sagt:

    Vielen Dank! Ich hoffe die Fotos inspirieren! Frohe Ostern auch für Euch! Liebe Grüße, Editha

  2. Theresia Freiding sagt:

    Hallo Liebe Editha Wünsche Dir und Hannes Frohe Ostern. Hast sehr schöne Frühlingsfotos gemacht auf deiner Gartenreise in London.

  3. Editha Weber sagt:

    Schön, wenn es Vergnügen bereitet. Auch Euch Frohe Ostern! Liebe Grüße, Editha

  4. Saskia sagt:

    Danke für das Führen durch den Garten.

    Schöne Ostern

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