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Buchtipp: Dichterpaare

Um es vorab zu sagen, dieses Buch packt einen, mit einer einfühlsamen und klaren Sprache versteht es Simone Frieling, die dramatischen Lebens- und Liebesgeschichten von drei Dichterpaaren zu erzählen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Im gleichen Moment wird man sich als Lesender bewusst, Liebe ist keineswegs das schwärmerische, gar romantische Empfinden, auf das es allzu leicht reduziert wird. Die Liebe zwischen zwei Menschen war und ist nicht zu erklären, weder von den Empfindenden selbst noch von den Betrachtern.

Manchmal erschüttert eine solche Liebe zwischen zwei Menschen jene Betrachter. Es mag die Intensität des Gefühls sein, die Bedingungslosigkeit, der Rausch und seine Folgen, die die anderen rätselhaft oder übertrieben finden. In ihrem neuen Buch widmet sich Simone Frieling drei Paaren, die sich als Liebende und als poetisch schöpferische Menschen begegneten, fanden, liebten und wieder verloren haben. Es waren Dichterpaare, deren Liebesbeziehungen immer auch Arbeitsbeziehungen waren, die vor dem Hintergrund dramatischer, teilweise die Existenz bedrohenden Lebensumständen stattfanden.

Simone Frieling erzählt von der Liebe zwischen Franz Kafka und Milena Jesenska, Boris Pasternak und Olga Iwinskaja sowie zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Die Autorin nähert sich diesen Liebesbeziehungen durch den Austausch über Briefe, durch Eintragungen in Tagebüchern, aber auch durch die Lektüre von Gedichten und Romanen. Dabei konzentriert sie sich nie allein auf einen Partner, sondern zeichnet ein aussagekräftiges Porträt beider Liebender, ergänzt durch historisch-kritische Reflektionen des Zeitgeschehens.

Die so entstandenen biografischen Essays der Paare öffnen den Blick auf die Werke und künstlerischen Äußerungen aus einer sehr persönlichen Perspektive. Die Frauen und Männer sind als Liebende zugleich unendlich stark und unendlich verletzbar. Unfassbar erscheint da das Festhalten an einer Liebe, die an die letzte Grenze geht, wie Olga Iwinskaja sie erlebt, ja erduldet. Oder war es die tiefe, unerschütterliche Liebe zu Boris Pasternak, die sie alle Qualen ertragen ließ?

Alle drei Paare verbindet die Liebe, aber alle drei Paare verlieren diese Liebe wieder. Indem sich Simone Frieling den hier porträtierten Menschen durch das Gefühl eines unkontrollierbaren Empfindens nähert, zeigt sie diese als sehr verwundbare, aber auch als starke, fantasievolle Menschen, denn letztlich ermutigte diese Liebe jeden in der eigenen Kreativität und dem eigenen Sein. Die Autorin präsentiert zweifellos einen spannenden, ergreifenden Blick auf Leben und Werk dieser Paare.

Simone Frieling
Dichterpaare
Lass uns Worte finden…
ISBN: 978-3-86915-215-8
144 Seiten
Halbleinen, Hardcover, Fadenbindung
Edition ebersbach & simon

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