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Buchtipp: Auf der Suche nach dem Stil 1850–1900

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Interesse an der Zeit der beginnenden Moderne wächst. Das ist überall zu sehen, ob in Medien oder Ausstellungen. Unsere Zeit und das Zeitalter der Industrialisierung verbindet viel: ein rasanter Wandel der wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten, die unmittelbar das Leben jedes Einzelnen verändern. Ob man will oder nicht. Dass es für manches, was da passiert, keine Worte oder Formen gab und gibt, weckt die Neugier.
Eine Ausstellung des Landesmuseums Zürich widmete sich von März bis Juli 2018 diesem Thema und nahm die Besucher mit auf Zeitreise durch Europa und die Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Anhand ausgewählter Objekte aus Architektur, Kunst und Gewerbe vermittelten die Ausstellungsmacher dem Betrachter den beschleunigten Technologiewandel ebenso wie die sozialen Umbrüche, die daraus erwuchsen.

Die Objekte sind abgebaut, die Leihgaben zurückgesandt, die Schautafeln verschwunden. Lesens- und sehenswert ist der passend zur Ausstellung erschienene 80 Seiten umfassende Katalog, in dem nicht allein eine Reihe von Objekten präsentiert werden, sondern sich die Autorinnen und Autoren dem Zeitgeist zwischen 1850 bis 1900 nähern. Wo zeigte sich, was modern war? Wie fand der Übergang zwischen Industrie und Wissenschaft statt? Woran lässt sich eigentlich erkennen, was ein Stil der modernen Malerei war? Schließlich suchten Architekten, Städteplaner, Künstler und Textilgestalter erst einmal selbst in der Abgrenzung zum Althergebrachten das Neue, das uns Nachgeborenen doch so vertraut scheint. Wenn wir heute mit Interesse auf die Werke von Kunst und Architektur dieser Zeit blicken, die uns in Stadträumen umgeben oder in der Form von Design begegnen, scheint das Ringen um diesen Stil der Zeit längst vergessen. Nichts war leicht, keiner konnte vorhersagen, ob die entwickelten Lösungen funktionieren würden. Allein die Aufgaben der Stadtentwicklung zu bewältigen, während die Urbanisierung täglich voranschritt, war ein außerordentliches Projekt.

In den klugen und äußerst lesbaren Texten führen uns die Autorinnen und Autoren zurück zu den Fragen, Auseinandersetzungen und Verhältnissen, die jene Zeitgenossen der vergangenen Epoche einst so bewegten, wie uns heute Lebende, die wir täglich vom Geschwindigkeitsrausch der Zeit erfasst werden. Die Texte sind kurz und pointiert, tiefgründig und anregend, eine Lektüre, die das Interesse an der Zeit belebt. Ergänzt durch die zahlreichen Abbildungen wirkt der Katalog einladend, sich intensiver mit den Wegen zu Formen und Stilen zu beschäftigen und etwa die uns umgebenden Städte, einmal genauer zu betrachten.

Herausgegeben vom Schweizerischen Nationalmuseum. Mit Beiträgen von Claire Berthommier, Lucas Burkart, Meret Ernst, Rainald Franz, Sonja Hildebrand, Mylène Ruoss, Andreas Spillmann und Harald R. Stühlinger

Auf der Suche nach dem Stil
1850–1900
Kunst und Design im Zeitalter der Industrialisierung

CHF 29.00 | eur 29.00
Herausgegeben vom Schweizerischen Nationalmuseum. Mit Beiträgen von Claire Berthommier, Lucas Burkart, Meret Ernst, Rainald Franz, Sonja Hildebrand, Mylène Ruoss, Andreas Spillmann und Harald R. Stühlinger
1. Auflage, 2018
Broschiert
80 Seiten, 54 farbige und 6 sw Abbildungen
20 x 24.5 cm
ISBN 978-3-85881-580-4
Herzlichen Dank an den Verlag Scheidegger & Spiess für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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