Ende Februar, frühlingshaft mild. Warum nicht einen Ausflug in den Wörlitzer Park unternehmen. Vereinzelt sind Spaziergänger zu sehen, meist allein. Jeder genießt die Stille und erinnert sich an die Hektik der Sommerausflüge. Elegante Stille angesichts der schmuckhaften Gestaltung der Anlage. Nur die Enten, die mit ihren Schnäbeln wie kleine Hunde durch das bleiche Gras wühlen, quaken und zwicken sich ab und zu. Geziemt sich hier so, hätte Fürst Franz sicher gesagt, könnte man denken.
Blauer Himmel, blaues Wasser. Auf der gegenüberliegenden Seeseite liegt das Schloss in Gelb und Weiß, umringt von kahlen, hohen Bäumen. Wie ein altes Landschaftsgemälde. Der einstige Landesherr Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau hätte gerne seine bürgerliche Jugendliebe geheiratet und als Gentleman in England gelebt. Der Preußenkönig Friedrich II. hatte es ihm untersagt und drängte zur standesgemäßen Heirat mit Louise Henriette Wilhelmine von Brandenburg-Schwedt. Zum Glück für uns, wo würden wir heute spazieren gehen?
England bereiste der Fürst trotzdem und zwar in Begleitung des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Dort ließen sich beide inspirieren und begannen nach der Rückkehr mit ihrem Schöpfungswerk: dem Englischen Garten von Wörlitz. Ein fürstliches Geschenk an die Nachwelt.
Der Garten zeigt noch heute, dass nach der barocken Pracht von Versailles und Schönbrunn eine neue Zeit begonnen hatte. Während der Alte Fritz in Potsdam sein Neues Palais erbauen ließ, schwelgte Fürst Franz in seiner Sehnsucht nach Italien und seiner Liebe zu England. Und lebte mit des Gärtners Tochter im Gotischen Haus, einem der schönsten Gebäude des Gartens. Der Fürstengattin hatte er Schloss und Park Luisium geschaffen, etliche Kilometer entfernt gelegen.
Beim Spazieren durch den Park ist zu erkennen, dass all dies nicht nach einem einheitlichen Plan entstand. Es ist langsam gewachsen. Das zeigt der Rundweg um den See, einem früheren Elbearm, deutlich. Ausblicke! Ausblicke sind das Geheimnis dieses Gartentraumes. Für ein Picknick ist es leider zu kalt. Der künstliche Vulkan, der seit einigen Jahren wieder funktionstüchtig ist, steht heute auch still. An der Gondelstation liegen die italienisch anmutenden Boote umgekehrt auf dem Trockenen. So verbreiten sie kaum südliches Flair. Ihre Zeit wird kommen.
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