Eine Reise nach London antreten? Warum nicht? Den Baedeker einstecken. Eine gute Idee. Seit wann gibt es den eigentlich?
In Deutschland erschienen Reiseführer in moderner Gestalt im 19. Jahrhundert. Sie entsprachen den sich wandelnden Bedürfnissen der Reisenden nach schnell zu erfassenden Informationen. Zu finden waren in ihnen bestimmte Reiserouten. Die Leser erhielten detaillierte Informationen über Fahrstrecken, Gasthäuser, Preise etc. Außerdem waren die Sehenswürdigkeiten systematisch dargestellt und ihrer jeweiligen kunsthistorischen Bedeutung gemäß klassifiziert.
Der Koblenzer Buchhändler Karl Baedeker (1801 – 1859) veröffentlichte zunächst das Werk „Rheinreise von Straßburg bis Rotterdam“ eines bereits vorliegenden Buches von J. A. Klein (1778 – 1831). J. A. Klein war Professor für Geschichte am Gymnasium in Koblenz gewesen. Im Jahre 1827 wurde er seines Amtes enthoben, jedoch später rehabilitiert. Sein 1828 erschienenes Reisebuch „Handbuch für Schnellreisende“ bildete die Grundlage für Baedekers Reiseführer. Baedeker übernahm 1832 die Verlagsprodukte eines anderen Verlages und gab die „Rheinreise“ von J. A. Klein unter eigenem Verlegernamen auf Deutsch und Französisch heraus (zweite Auflage 1835). Eine dritte Auflage kam 1839 als eine von ihm überarbeitete Fassung dieses Werkes heraus. Diese war gekürzt und enthielt statt bisher 500 Seiten nur mehr 300 Seiten. Inhaltlich wie typographisch war sie grundlegend verändert. In ihrer Konzeption war dieses Buch offensichtlich durch den englischen Murray beeinflusst.
Der Londoner Verleger John Murray (1808 – 1892) publizierte 1836 ein griffiges Reisehandbuch unter dem Titel: „Handbook for Travellers on the continent, being a guide through Holland, Belgium, Prussia, and Northern Germany, and along the Rhine, from Holland to Switzerland”. Bekannt wurde es als Murrays „Red Book“ – aufgrund des roten Einbandes. Murrays Vorlage entwickelte sich zu einem einflussreichen Muster. Prägend war die Anordnung „unverzichtbarer“ Sehenswürdigkeiten nach dem System der „Sternchen“. Baedeker übernahm dieses und nutzt es bis heute.
Um Informationen zu sammeln, hatte Karl Baedeker die Strecke bereist. Darüber hinaus lieferten ihm verschiedene Bearbeiter und Helfer weitere Angaben. In den „Rheinischen Provinzialblättern“ lobte ein Rezensent den angenehmen Stil, der nicht länger die als zu heftig empfundene Überschwänglichkeit der ersten Ausgabe beinhalte. Beeindruckt war jener von den aktuellen Informationen zu Gasthäusern, Lohnkutscherpreisen, Kaffeehäusern und Sehenswürdigkeiten. Die Reihe der von Baedeker herausgegebenen Handbücher umfasste bis 1872 alle europäischen, bis 1914 die wichtigsten außereuropäischen Reiseziele und Länder.
Relativ spät veröffentlichte Baedeker den ersten Reiseführer über „London und seine Umgebung“ (1862). Mit diesem Band reagierte der Verlag auf die in London im selben Jahr stattfindende Industrieausstellung. Denn deren deutschsprachige Besucher galten als wichtige Käufer. Wenig später lag eine zweite Auflage vor, die um Routen nach Südengland, Wales und Schottland ergänzt worden war. Deren zweite Auflage erschien 1866. Und bereits 1890 lag die zehnte Auflage vor. Im Jahre 1889 folgte ein separater Reiseführer für „Großbritannien, England (außer London), Schottland, Wales und Irland“, der 1906 bereits in der vierten Auflage auf dem Büchertisch zu finden war.
Das freut mich. Beste Grüße und eine schöne Reise!
Sehr geehrte Frau Dr. Weber,
ein sehr informativer Beitrag. Meine nächste Londonreise sehe ich mit ganz anderen Augen.
Vielen Dank