Bald ist es wieder so weit. Das dunkelgrüne, leicht nussig schmeckende Kürbiskernöl kann hergestellt werden. Denn die Ernte der Ölkürbisse hat in der Steiermark längst begonnen. Manchmal lassen sich aber noch Ackerflächen übersät mit hunderten von gelben Ölkürbissen entdecken.
Der steirische Ölkürbis ist eine Besonderheit. Ende des 15. Jahrhunderts kam der Kürbis nach Europa. Im Laufe des 17. Jahrhunderts breitete sich der Kürbisanbau in der Steiermark aus. Nachweislich pressten Landbewohner bereits im 18. Jahrhundert in der Steiermark aus Kürbissen Öl. Allerdings in der Form des Öl Ausschlagens im Holzstock. Inzwischen zählt der Ölkürbis, eine spezielle Art des Speisekürbisses, der in den klimatischen Verhältnissen der recht warmen Steiermark mit ihrer relativ hohen Luftfeuchtigkeit und den gut durchlüfteten Böden prächtig gedeiht, zu einer der wichtigsten Ackerkulturen dieses Österreichischen Bundeslandes.
Viele, die Kürbisse auf einem kleinen Ackerstück hinter dem Haus anbauen, putzen ihre Kürbisse mit der Hand. Dabei werden die Kürbisse geteilt und vorsichtig werden mit der Hand die Kerne aus dem Fruchtfleisch gelöst. Anschließend trocknen die Kerne auf oft selbstgebauten kleinen Trocknungsanlagen. In Säcken aufbewahrt, warten die Kürbiskerne nun auf den Tag, an dem sie in der Ölmühle gepresst werden. Das bedeutet, dass die zartgrünen Samen zunächst geröstet werden. Im nächsten Arbeitsschritt werden sie vermahlen, um sie schließlich mit Wasser und Salz zu einem Brei vermischt und auf ca. 120 Grad Celsius zu erhitzten und nachfolgend in ein zylinderförmiges Gefäß zum Pressen zu geben. Als Ergebnis läuft dunkelgrünes, fast schwarzes Öl langsam in eine Wanne.
Dass dieses Produkt der Steiermark eine Besonderheit ist, haben seit langem nicht nur die Feinschmecker, Kürbisbauern und Mühlenbesitzer erkannt. Die EU Kommission erstellte 1996 die geschützte Regionalmarke “Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. (geschützte geographische Angabe), die sich erfolgreich auf dem Markt etabliert hat. Über 2.000 Kürbisproduzenten und ca. dreißig Ölmühlen bewirtschaften und produzieren nach den Qualitätsprinzipien dieser Gemeinschaft. Die an der Flasche befestigte Banderole mit Prüfnummer funktioniert als Gütesiegel und garantiert dem Käufer die Einhaltung der Herstellungskriterien. Durch die von der Europäischen Union erlassene Verordnung gemäß Artikel 5 VO (EWG) Nr. 2081/92 ist das Steirische Kürbiskernöl neben rund 700 weiteren europäischen Spezialitäten etwa dem Prosciutto di San Daniele oder dem Tiroler Bergkäse als regionales Lebensmittel und Agrarprodukt vor Nachahmung geschützt.
Nur das von den Mitgliedern der Erzeugergemeinschaft in der Steiermark produzierte und gepresste Öl darf diese Bezeichnung tragen.
Auf einem als “Steirische Ölspur” bezeichneten Genusskulturpfad lassen sich die mit Kürbiskernöl verfeinerten Speisen kosten. Beginnend in der durch Erzherzog Johann berühmt gewordenen Gemeinde Stainz, die ca. dreißig Kilometer südwestlich von Graz liegt, führt die Reise durch den Bezirk Deutschlandberg bis ins an der slowenischen Grenze gelegene Eibiswald. Fünf Ölmühlen, vierzehn Ölbauern und zweiundzwanzig Wirte offerieren aus regionalen Rohstoffen erzeugte kulinarische Köstlichkeiten, verbunden mit kulturellen Darbietungen wie Konzerten, Lesungen bis zu Vortragsreihen zu gesunder Ernährung und Gartenkultur reichen.
Neben dem Genuss von Kürbiskernöl in einer schönen Landschaft und einem kulturvoll gestalteten Ambiente leistet dieses Produkt einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge wie Forschungen des Instituts für Biochemie an der TU Graz belegen. Es zeichnet sich insbesondere durch Antioxidantien, Vitamin E, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe und Cholesterinfreiheit aus. Somit trägt das Öl zu einer ausgewogenen Ernährung bei. Angesichts dessen verwundert nicht, dass 35% des steirischen Kernöls in den Export gehen und vor allem in Deutschland und der Schweiz auf den Küchentisch kommen. Und, haben Sie es schon probiert?
Tipps:
www.steirisches-kuerbiskernoel-gga.at
www.oelspur.at
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