Auf der Augustusbrücke stehen, unten fließt die Elbe und mit einem Blick nach rechts auf den wiedererstandenen Georgenbau blicken. Im Auftrag Herzog Georg des Bärtigen gestalteten Baumeister und Arbeiter in den 1530er Jahren das alte, zur Elbe führende Stadttor in das repräsentative Georgentor um, das zum Teil des Schlossensembles wurde. Auf der prächtigen Neorenaissancefassade erinnert das Reiterstandbild des Herzogs an sein Wirken. Wer nicht am Fürstenzug vorbei flanieren will, kann unter dem Bau hindurch geradewegs Richtung Prager Straße spazieren. Beim Gang durch den dunklen Torbogen, fliegen die Gedanken durch die Zeit. Wer ist hier wohl alles mal entlang gegangen? Wer hat in den Mauern des Schlosses gelebt, geliebt und gelitten? Von einer sächsischen Fürstentochter, die hinter diesen Mauern gelitten hat, kann man nur von wenigen Chronisten erfahren. Die Bemühungen ihrer fürstlichen Verwandtschaft, ihr Leben und Sterben vergessen zu machen, waren erfolgreich.
Anna wurde 1544 als Tochter des späteren Kurfürsten Moritz von Sachsen und dessen Frau Agnes von Hessen in Dresden geboren. Seit dem frühen Tod ihrer Eltern wächst sie als Vollwaise am Hof ihres Onkels, Kurfürst August, auf. Sie galt als eigensinnig und intelligent, war zugleich eine der reichsten Fürstentöchter ihrer Zeit. Mit 16 Jahren wird sie 1561 mit Wilhelm I. von Oranien-Nassau verheiratet und bringt 1565 ihren ersten Sohn Moritz zur Welt. Knapp einjährig stirbt das Kind und Anna verfällt in Depressionen, beginnt zu trinken. Obwohl sie drei weitere Kinder gebärt, ist die Ehe zerrüttet. Dem Oranier, dessen Ehemotiv sicher die reiche Mitgift war, wird die sächsische Prinzessin langsam zur Last.
Anna wird des Ehebruchs mit ihrem Anwalt Jan Rubens, dem späteren Vater des Malers Peter Paul Rubens, angeklagt. Der gesteht unter Folter die Tat, während Anna dergleichen stets leugnet. Sie kämpft beim Reichskammergericht hartnäckig um ihr Recht. Es hilft nichts, sie wird im Juni 1575 von Wilhelm I. von Oranien geschieden. Einen Tag nach der Scheidung heiratet dieser seine dritte Frau. Anna wird zurück nach Dresden gebracht. Hier sperren ihre Verwandten sie wie eine Geisteskranke im Schloss ein, in einem Raum mit vermauertem Fenster und vergitterter Tür. Fünf Tage vor ihrem 33. Geburtstag stirbt sie 1577 und wird im Meißner Dom an unbekannter Stelle beigesetzt.
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