Sie kennen seine Porträts. Mit Sicherheit. Zum Beispiel das von Schiller, der Dichter mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, der sich auf die linke Hand stützt. Oder das von König Friedrich II. von Preußen. Es ist das am häufigsten kopierte und reproduzierte Porträt des Monarchen, der sich nicht gerne porträtieren ließ. Es ist fortzusetzen: Herder, Iffland, Henriette Herz, Dorothea Schlegel…
Geschaffen hat sie Anton Graff. Ein Künstler, der zum Chronisten seiner Epoche wurde. Rund 2000 Werke hat er im Laufe seines Lebens gemalt. Etwa 150 davon sind noch bis zum 23. Februar 2014 in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen. Seit 50 Jahren hat es in diesem Umfang keine Präsentation seiner Arbeiten gegeben. Zunächst waren die Bilder in Winterthur zu sehen, seit dem 25. Oktober 2013 in Berlin.
Mit Staunen lässt sich dieser Schau begegnen. Da zeigt sich die barocke Selbstdarstellung in opulenten Stoffen, zierlichen Gliedmaßen. Wenige Schritte entfernt, ist der nächste Raum erfüllt von neuen Ideen einer Epoche des Umbruchs. Viel Raum ist der Darstellung der eigenen Familie gewidmet. Die leuchtenden Augen seiner jung vermählten Frau begleiten einen durch die Säle. Am besten ganz unten im Keller der Nationalgalerie das Café besuchen, eine Pause machen und dann noch einmal zurück zur Ausstellung. Es lohnt sich.
Wer sich für diese spannende Zeit zwischen Spätbarock und Klassik, zwischen dem Festhalten an alten Formen der Darstellung und dem Aufbruch zu neuen Ideen in Gesellschaft, Kunst und Politik interessiert, dem sei diese faszinierende Ausstellung dringend empfohlen. Anton Graff hat Zeitgeschichte porträtiert. Nehmen Sie sich Zeit, kaufen Sie nur ein Ticket für diese Sonderausstellung und nehmen Sie sich nichts Weiteres für diesen Tag in Berlin vor. Wer weiß, wann all diese Köpfen wieder an einem Ort zu sehen sind.
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