Der römische Dichter Magnus Decimus Ausonius schwärmte von der blaugrünen Mosel, ihren schattigen Hügeln, die den Strom selbst als begrünt und bepflanzt mit Reben erscheinen ließen. Als Erzieher des späteren Kaisers Gratian lebte er eine Zeit lang in Augusta Treverorum. Trier, die 16 v. Ch. gegründete Stadt des Augustus im Land der Treverer, einem keltischen Stamm, der in der Talweitung der Mittelmosel siedelte.
Er mag die monumentale Porta Martis bestaunt haben. Uns als Porta Nigra bekannt, das besterhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen! Er mag sich in den Barbarathermen erquickt und im Amphitheater amüsiert haben, der Glückliche, pardon Felix.
Trier, mit dem Anspruch Deutschlands älteste Stadt zu sein, muss imponiert haben. Schon 44 n.Ch. betitelte sie der Geograf Pomponius Mela als „urbs opulentissima“. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts stieg sie zur römischen Residenzstadt auf, verkraftete den Einfall der Franken und Alemannen, um im späten 3. Jahrhundert als Kaiserstadt und Hauptstadt des Weströmischen Reiches in ein Goldenes Jahrhundert aufzubrechen und im gleichen Atemzug wie Rom, Mailand, Thessaloniki und Konstantinopel genannt zu werden. Bis zu 80.000 Menschen lebten in seinen hoch aufragenden Mauern!
Dahin, dahin! Der Zerfall des Römischen Reiches, das Chaos der Völkerwanderung mit Normannenüberfällen und einem mühevollen Wiederaufbau unter der Herrschaft der Trierer Bischöfe, den mächtigen Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, und einer Kommune, die nach Reichsunmittelbarkeit strebte, sie aber nie erlangte.
Namen und Sehenswürdigkeiten bestimmen den Takt dieser Stadt: Kaiser Konstantin und Kaisermutter Helena, romanischer, auf antiken Fundamenten errichteter Dom und frühgotische Liebfrauenkirche, dazu der Apostel Matthias, dessen Ruhestätte sich als einziges Apostelgrab nördlich der Alpen hier befindet. Nicht zu vergessen der Trierer Rock, den letztmalig im Frühjahr 2012 tausende Pilger bestaunten. Natürlich, der darf nicht fehlen: auch Johann Wolfgang von Goethe war hier, nannte Trier jedoch leicht verdrießlich ein „Pfaffennest“. Last but not least ist am 5. Mai 1818 Karl Marx hier geboren, Nationalökonom, Philosoph und Ikone im real existierenden Sozialismus, was nach wie vor Scharenweise Chinesen anzieht. Und, und, und…
2000 Jahre Geschichte auf einem Spaziergang absolviert! Da sollte sich der Flaneur auf Ausonius` Weinfluss besinnen. Denn Sinnlichkeit beweist der Trierer Hauptmarkt zu Hauf‘ mit Blumen und Früchten zu Füßen des mit dem Stadtpatron Petrus geschmückten Brunnens. Seine steinernen Begleiterinnen symbolisieren, worauf es im Leben ankommt: Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Stärke. Die Kardinaltugenden in der Gestalt von Ehrfurcht gebietenden Frauen beherrschen seit dem späten 16. Jahrhundert das Markttreiben.
Weise ist es allemal sich dem Weinpavillon zu nähern, an dem zu gerechten, sprich kulanten Preisen köstlicher Moselwein ausgeschenkt wird. Winzer aus der Region wechseln sich hier ab und haben die einmalige Chance, den Gästen dieser quirligen QuattroPole (so heißt seit 2000 das Städtenetzwerk der vier Städte in drei Ländern: Metz, Luxembourg, Saarbrücken, Trier) ihre Weine zu präsentieren.
Und das wird angenommen, das ganze Jahr über! Mäßig den Wein von Mosel, Saar und Ruwer zu konsumieren, bleibt wünschenswert. Da heißt es stark sein – und Wein in Flaschen mit nach Hause tragen. Es möge nützen, sprich: Prosit!
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